Wie klingen die Städte, welche Geschichten erzählt ihr Sound? Drei Komponisten haben neue Werke geschrieben, die sich mit dem Thema „Stadt“ auseinandersetzen. In der Tonhalle Düsseldorf werden sie am 1. Oktober 2022 uraufgeführt.
Das notabu.ensemble neue musik hatte zum Thema „Die Stadt als Hörraum“ Kompositionsaufträge an Hauke Berheide, Ulrich Kreppein und Jérôme Combier vergeben. Ihre 15- bis 20-minütigen Werke sind im Mendelssohn-Saal der Tonhalle Düsseldorf nun erstmalig zu hören – und zu sehen: Berheide und Combier haben ihre Musik mit Film verbunden. Unter der Leitung von Mark-Andreas Schlingensiepen präsentiert das notabu.ensemble die drei Uraufführungen in einem Konzert, dem die drei Komponisten persönlich beiwohnen.
Der französische Komponist Jérôme Combier lässt in „Nowhere Cities“ Musik und Videokunst Hand in Hand gehen. Inspiriert von Tonaufnahmen aus Paris, London, Venedig, Lissabon, Kopenhagen, Amsterdam und Berlin entwirft Combier in seinem Werk für 15 Instrumente und Elektronik fünf imaginäre Städte, die ihren ganz eigenen Sound, ihre Architektur und ihr Klima haben: monströs und verführerisch, hässlich und fesselnd. Combier ist künstlerischer Leiter des Ensemble Cairn und lehrt Klang- und Musikgestaltung an der Ecole Nationale Supérieure des Arts de Paris-Cergy. Er ist Preisträger vieler Wettbewerbe und erhielt 2017 ein Stipendium der Koussevitzky-Stiftung in Washington.
Ulrich Kreppein hat für sein neues Stück „Reigen“ in verschiedenen Städten akustische Momentaufnahmen gemacht – wie ein durch die Stadt flanierender Tourist, der statt einer Kamera ein Mikrofon auf Dinge und Szenen richtet, die er als einzig- oder eigenartig, bewegend oder verstörend empfindet. „Reigen“ ist weniger ein akustischer Reiseführer als ein persönliches Tagebuch in Klängen. Ulrich Kreppein studierte an der Robert Schumann Musikhochschule, der Columbia University in New York und promovierte in Harvard. Von 2014 bis 2022 unterrichtete er Komposition an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar, ab Oktober 2022 ist er Professor für Komposition und Musik an der HfMDK in Frankfurt am Main. Seine Werke wurden u. a. in der Berliner Philharmonie, der Carnegie Hall New York, der Kölner Philharmonie sowie in Paris, Moskau, Düsseldorf, München, Seoul, London und Boston aufgeführt und umfassen Orchesterwerke, Opern und Kammermusik.
Hauke Berheides „Windy City“ ist eine Liebeserklärung an Chicago – keine Hymne, keine verehrende Feier, aber ein leidenschaftliches Porträt der Stadt. Berheide hat lange in Chicago gelebt und gearbeitet und dort die Regisseurin und Librettistin Amy Stebbins kennengelernt, seine jetzige Lebensgefährtin. Zusammen haben sie „Windy City – Silent Movie and Loud Music“ entwickelt: Ein 18-minütiges Werk für Kammerorchester, Geräuschinstrumente und Stummfilmprojektion, das Chicago als Stadt voller Extremzustände einfängt. Hauke Berheide studierte bei Manfred Trojahn und José Maria Sanchez Verdú. Mit Amy Stebbins hat er bislang drei Opern geschrieben. Auch seine Konzertmusik zeigt eine Nähe zum Szenischen, wie etwa das von Axel Kober, Maximilian Hornung und den Duisburger Philharmonikern 2019 uraufgeführte Cellokonzert „Icaro“. Berheide ist Preisträger zahlreicher Kompositionswettbewerbe, seine Werke wurden u. a. von den Düsseldorfer Symphonikern, den Hamburger Philharmonikern, dem NDR Symphonieorchester, dem Ensemble Modern, dem Auryn Quartett und dem Dresdner Kammerchor aufgeführt.
Tickets: 25 Euro, 50 % Ermäßigung für Auszubildende und Studierende, Schülerinnen und Schüler 7 Euro