Rheinstimmen Ensemble
Das Rheinstimmen Ensemble legt seinen Schwerpunkt auf die Konzeption von außergewöhnlichen Programmen und neuen Konzertformaten. In seinem Repertoire treten Alte und Neue Musik in einen stetigen Dialog. Damit hat das Ensemble in den letzten Jahren immer wieder auf sich aufmerksam gemacht und das Publikum begeistert. Die aus verschiedenen Ländern stammenden und international aktiven Musiker*innen bringen ihre Konzerterfahrung mit renommierten Ensembles wie Schola Heidelberg, Chorwerk Ruhr, Gaechinger Kantorey und Vocalensemble Rastatt in das Ensemble ein. Das Rheinstimmen Ensemble debütierte in der deutschen Erstaufführung der Oper »Hamlet« von Brett Dean an der Oper Köln und war für eine Neuinszenierung derselben Oper an der Bayerischen Staatsoper München zu Gast. In Kooperation mit der Regisseurin Friederike Felbeck realisierte das Ensemble eine szenische Trilogie über die Komponistin Clara Schumann. Zuletzt präsentierte das Rheinstimmen Ensemble gemeinsam mit Künstler*innen anderer Disziplinen und zeitgenössischen Komponisten die multimediale Performance »Fernes Rauschen tief im Ohr - Soundscapes einer Stadt«. Das Projekt wurde vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und vom Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf gefördert.
Julia Hagenmüller
Die Sopranistin Julia Hagenmüller konzertiert als Solistin vor allem im Lied- und Oratorienfach und pflegt eine rege kammermusikalische Konzerttätigkeit im Bereich der Alten und Neuen Musik. Sie sang im Rahmen der Bachakademie beim Musikfest Stuttgart unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann und Helmut Rilling. Darüber hinaus gilt ihr Interesse auch der Interpretation zeitgenössischer Musik. 2022 war sie mit ihrer ersten eigenen, im Künstlerinnen-Kollektiv entwickelten Musiktheaterproduktion »Kassandra« bei den Musiktheatertagen Wien zu Gast. Sie sang in Ensembles wie Kammerchor Stuttgart, Vocalensemble Rastatt, Chorwerk Ruhr, der Schola des Berliner Rundfunkchores, im WDR-Rundfunkchor und im Opernchor der Oper Wuppertal. Sie ist Mitbegründerin des Rheinstimmen Ensembles, mit dem sie unter anderem an der Oper Köln und der Bayerischen Staatsoper München engagiert war. Julia Hagenmüller entwickelt und realisiert in Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen eigene vielfältige Projekte und Konzertformate, vom experimentellen Musiktheater, über eine Open-Air-Miniatur-Oper, thematisch konzipierte und moderierte Liederabende bis hin zur multimedialen Konzert-Performance.
Eva Marti
Nach einem Gesangsstudium an der »Robert Schumann Musikhochschule« in Düsseldorf ist die italienische Mezzosopranistin Eva Marti derzeit als freiberufliche Sängerin tätig.
In den letzten Jahren sammelte sie zahlreiche Bühnenerfahrungen u. a. als Cenerentola, Hermia (A Midsummer Night‘s Dream), Cherubino (Le nozze di Figaro) bei den Schlossfestspiele Zwingenberg sowie als Suzuki (Madama Butterfly) in der Tonhalle Düsseldorf und Semichorus (Hamlet) an der Oper Köln und an der Bayerischen Staatsoper, zusammen mit dem von ihr mitgegründetem Rheinstimmen Ensemble. Seit 2022 ist sie Mitglied der Kammeroper Köln.
Neben der Oper widmet sich Eva Marti dem Konzertrepertoire sowohl als Solistin als auch in verschiedenen kammermusikalischen Formationen, u. a. CHORWERK RUHR, Vocalensemble Rastatt, Kölner Vokalsolisten, Rheinstimmen Ensemble und CHOREOS. Unter der Leitung von Dirigenten wie Vladimir Jurowski, Florian Helgath, Adam Fischer, Paavo Järvi, Duncan Ward, François-Xavier Roth und Peter Rundel sang sie u. a. in der Kölner und Essener Philharmonie, Konzerthaus Dortmund, Festspielhaus Baden-Baden, Hamburgische Staatsoper und De Singel Antwerpen.
Fabian Hemmelmann
Nach seinem Gesangsstudium bei Thomas Quasthoff (Detmold) und Klesie Kelly (Köln) hat sich Fabian Hemmelmann vor allem dem Lied, der Neuen Musik und dem A cappella-Gesang verschrieben. So konzertierte er im Luzern-Festival 2006 und 2009 unter Pierre Boulez mit Werken von Schönberg und Berio, sang bereits im Humboldt-Konzertsaal Caracas/ Venezuela 2006 Schumanns Dichterliebe, mit seiner Pianistin Lara Jones 2010 in der renommierten Kölner Konzertreihe ImZentrumLied und mit dem Spiritus Chamber Choir 2012 Ein deutsches Requiem in Calgary (Canada). Die Ensemble-Arbeit mit den Vokalsolisten ist für ihn mit ihrer Gleichberechtigung der Stimmen eine Königsdisziplin unter allen künstlerischen Projekten.
Yumiko Shibata
Yumiko Shibata, geboren 1986 in Japan, spielt Geige seit dem Alter von sieben Jahren. Sie erhielt Musikunterricht in ihrer Heimatstadt Aichi, bevor sie 2011 in die Klasse von Michael Vaiman an der Hochschule für Musik und Tanz Köln (Abteilung Aachen) wechselte. Yumiko Shibata widmet sich besonders intensiv der Kammermusik. Sie gewann als Mitglied eines Streichquartettes den Silberpreis beim »Art Center« Kammermusikwettbewerb in Japan, erste Preise beim Internationalen Musikwettbewerb in Osaka und beim nationalen Japanischen Kammermusikwettbewerb sowie als Bratschistin erste Preise beim Schmolz + Bickenbach Kammermusik-Wettbewerb. Sie erhielt wichtige musikalische Impulse von Rainer Schmidt, Dora Schwarzberg, Yair Kless, Břetislav Novotný, Josef Hála, Ulf Wallin und dem Tokyo String Quartet. Yumiko Shibata ist Mitglied der Deutschen Kammerakademie Neuss am Rhein.
Kölner Vokalsolisten
Die Kölner Vokalsolisten sind ein sechsstimmiges Vokalensemble, das sich bei den alten Meistern der Renaissance-Polyphonie genauso wohlfühlt wie bei zeitgenössischen Kompositionen. Ihr umfangreiches Repertoire reicht von Palestrina und Monteverdi über Brahms, Reger und Poulenc bis hin zu spannenden aktuellen Komponist*innen wie Laura Marconi, Stefan Hecke und Michael Ostrzyga. Das 2007 anlässlich der Aufführung von Berios »Canticum novissimi testamenti« gegründete Ensemble trat bei der damaligen MusikTriennale Köln unter Leitung von Marcus Creed erstmals am 3. Mai auf. Es folgten kontinuierliche Auftritte beim Festival Acht Brücken. Auch auf Festivals wie Schönes Wochenende (Düsseldorf), dem Mittelrheinfestival, dem Kölner Fest für Alte Musik oder der Festa Paschalia ist das Ensemble vertreten. Kennzeichnend für die Arbeit der Vokalsolisten ist die enge Zusammenarbeit mit Komponisten und somit die große Zahl an Uraufführungen. Darüber hinaus widmet sich das Ensemble der Vokalmusik seit Guillaume de Machauts Messe de Nostre Dame. Seit 2014 präsentieren sie ihre A cappella-Kunst in der eigenen monatlichen Konzertreihe »Kölner Vokalsolisten am Mittag« in der Kölner Dominikanerkirche St. Andreas. Mit Ensemble Intercontemporain, Ensemble Musikfabrik oder dem Ensemble Modern traten die Kölner Vokalsolisten unter der Leitung von Dirigenten wie Pablo Heras-Casado, Enno Poppe oder Philipp Ahmann auf. Rundfunkmitschnitte und Interviews seitens des WDR dokumentieren das Schaffen des Ensembles ebenso wie eine umfangreiche Uraufführungsliste. Seit 2021 gehören die Sopranistinnen Natasha Goldberg und Theresa Klose zum Ensemble. Durch ihre Mitwirkung haben sich die Anteile der Alten Musik im Repertoire vergrößert.
Katharina Georg
Aus einer Musikerfamilie stammend, begann Katharina Georg im Alter von acht Jahren mit dem Violin- und Klavierunterricht. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Musik und Italienisch auf Lehramt und später Gesangspädagogik an der Hochschule für Musik in Köln. Im Anschluss an ihre Studienzeit wirkte sie in mehreren namhaften Ensembles wie dem SWR Vokalensemble, WDR Rundfunkchor, ChorWerkRuhr und dem Opernchor des Theaters Bonn mit, was sie zu zahlreichen internationalen Konzerttourneen führte. Neben ihren Engagements als Sängerin ist sie seit vielen Jahren auch als Gesangs- und Klavierlehrerin tätig. Mit den Kölner Vokalsolisten hat sie seit 2016 bereits mehrere Konzertprogramme aufgeführt und kann auf ein breites Spektrum der A Cappella Literatur zurückgreifen.
Natasha Goldberg
Die englische Sopranistin Natasha Goldberg wurde mit 12 Jahren die jüngste Finalistin beim Nationalwettbewerb »BBC Choirgirl of the Year« in ihrem Heimatland. Sie studierte Germanistik und Romanistik an der Universität von Cambridge und war Choral Scholar von Trinity College unter Stephen Layton. 2010 promovierte sie in Wissenschaftsphilosophie zum Thema Metapher und bestand mit Auszeichnung das Diplom der Associated Board of the Royal Schools of Music. 2013 schloss sie das Exzellenzprogramm »Barock Vokal« an der Hochschule für Musik Mainz ab.
Solistische Engagements führten Natasha Goldberg in die Berliner Philharmonie, die Kölner Philharmonie, den Mozartsaal Donaueschingen und das Staatsthater Mainz. Seit 2012 gehört sie zur Stammbesetzung von Chorwerk Ruhr und zur Bachbesetzung der Gaechinger Cantorey (Bachakademie Stuttgart). Sie singt bei den Rundfunkensembles des SWR und NDR, beim Vocalconsort Berlin und beim Schola Heidelberg. Sie ist in der Kartei von Tenebrae, Polyphony, dem Norske Solistkor, dem Niederländischen Rundfunkchor und Collegium Vocale Gent.
Theresa Klose
Theresa Klose, 1995 in Bonn geboren, studierte nach Abschlüssen in Schulmusik und Germanistik Gesang bei Prof. Kai Wessel an der Hochschule für Musik und Tanz Köln und schloss das Studium 2020 mit Bestnote ab. Wichtige musikalische Impulse im Ensemblegesang erhielt sie während dieser Zeit im Kammerchor der Musikhochschule (Marcus Creed) und im Kölner Kammerchor (Peter Neumann). Ihre Ausbildung setzt sie nun bei Prof. Thilo Dahlmann an der Musikhochschule in Frankfurt a. M. fort. Konzertreisen führten sie unter anderem nach England, Frankreich, Italien und Norwegen. Auch in Deutschland sang sie auf Konzert- und Opernbühnen und arbeitete u. a. mit den Bochumer Symphonikern, dem Cölner Barockorchester sowie Mitgliedern des Gürzenich-Orchesters. Zudem ist sie seit 2017 als Stimmbildnerin der Domchöre am Kölner Dom tätig.
notabu.ensemble neue musik
Das notabu.ensemble neue musik entstand 1983 aus einer Studenteninitiative rund um Mark-Andreas Schlingensiepen am Robert-Schumann-Institut der Musikhochschule Rheinland, der heutigen Robert-Schumann-Musikhochschule. Geburtshelfer und langjähriger Mentor war der Komponist und Hochschulprofessor Günther Becker (1924–2007). Das erste Konzert fand im Herbst 1983 in der Rotunde der Tonhalle statt. In der eigenen Konzertreihe »Na hör'n Sie mal«, die im Jahr 2003 startete, legt das Ensemble besonderes Gewicht darauf, die Musik der Gegenwart und der jüngeren Vergangenheit einem aufgeschlossenen Publikum zu vermitteln, das nicht schon zwangsläufig zu den »erfahrenen« Hörer*innen gehören muss. Durch programmatische Bezüge und »rote Fäden« durch alle Programme sowie eine Moderation wird der Zugang auch für interessierte »Neu-Hörer*innen« geschaffen.
Mark-Andreas Schlingensiepen
Mark-Andreas Schlingensiepen, geboren 1956 als Sohn deutscher Eltern in Bradford/England, studierte an der Robert- Schumann-Hochschule in Düsseldorf. Vor 30 Jahren gründete er gemeinsam mit einigen Kommilitonen das notabu. ensemble neue musik. Neben seinen internationalen dirigentischen Engagements hat sich Schlingensiepen auch als Komponist und Bearbeiter – hier besonders von Musik zu Stummfilmen – hohe Wertschätzung erworben. So erhielt die von ihm geleitete Einspielung seiner Fassung der Musik zu Eisensteins »Panzerkreuzer Potemkin« den Deutschen Schallplattenpreis. Es entstanden Partituren im Auftrag des Goethe-Instituts Paris, der Berliner Festspiele, des Kultursekretariats NRW und des Kultusministeriums des Landes NRW. Als Dirigent widmet sich Schlingensiepen einem breiten Spektrum von Sinfonik bis zu dirigierter Kammermusik, vom Musiktheater bis zu Stummfilmmusik. Er arbeitete mit Komponist*innen wie Friedrich Cerha, Heinz Holliger, Beat Furrer, Manfred Trojahn, Sofia Gubaidulina und Solist*innen wie Marcus Bellheim, Otto Katzameier, David Levin, Thomas Larcher, Marisol Montalvo, Siegfried Palm, Markus Schäfer und vielen anderen. 20 Jahre lang war Schlingensiepen Dozent an der Robert-Schumann-Hochschule, wo er das Studio für Neue-Musik leitete. Durch die langjährige Leitung des notabu.ensemble verfügt Mark-Andreas Schlingensiepen über eine außerordentliche Erfahrung auf dem Gebiet der Musik der letzten 100 Jahre und hat unzählige Uraufführungen geleitet. Das Ensemble brachte im Laufe der Jahre etwa 500 Werke unter seiner künstlerischen Leitung zu Aufführung.
Gesangstexte
Anna Pidgorna: Weeping for a dead love
Oh, mein Geliebter,
Oh, mein Liebster,
Du warst mein lieber Junge,
Mein treuer Ehemann.
Oh, wie wir beide, wie Tauben,
Wie wir sanft gurrten,
Wie wir uns bis zum Morgengrauen liebten,
Wie wir uns mit unseren grauen Flügeln umarmten.
Oh, wie du mir Kleider gekauft hast,
wie du eine Halskette geschmiedet hast,
wie du Blumen gepflückt hast,
damit ich so hübsch herumlaufen konnte,
nur für dich, immer für dich.
Oh, wie gerne würde ich dich füttern,
wie gerne würde ich für dich kochen,
damit du stark und gesund wirst,
wie die krause junge Eiche.
Oh, meine Nachtigall,
oh, meine kleine Taube,
oh, wie habe ich über dich gewacht,
damit du glücklich bist,
damit du wie ein grau geflügelter Adler durch den Himmel schwebst.
Ich hielt dich
in dem Gefängnis deiner Liebe.
Ich habe dich bewacht, aber nicht gut genug ...
Ich hatte solche Qualen in meinem Herzen,
durch lange schlaflose Nächte,
Weil ich dich betrogen habe,
weil ich dir nicht die Wahrheit gesagt habe.
Oh, meine verrottete kleine Eiche,
Was hast du mir angetan?
Warum hast du mich so sehr gehasst?
Warum hast du mich bestraft?
Du hast unsere Liebe in hundert Stücke gerissen,
die du über die Berge und Meere geworfen hast.
Es gibt keinen Weg nun, sie zu sammeln,
keinen Weg, uns zu retten.
Wem hast du deine kleine Frau anvertraut?
Auf wen kann ich mich stützen?
Wer wird für mich ackern?
Wer wird für mich ernten?
Wer wird mir helfen?
Wer wird mich trösten?
Wo ist unser ungebautes Haus? Oj!
Wo sind unsere ungeborenen Kinder? Oj!
Wo ist unser ungelebtes Leben? Oj!
Wo ist meine vergeudete Jugend? Oj!
Wir flogen auseinander,
wie zwei aufgeschreckte Vögel.
Ich habe ein Versteck gefunden,
in einem fremden Land.
Hier gibt es keine Fußspuren von dir,
denn du bist hier nie gegangen.
Alle Vögelchen singen fröhlich im Frühling,
Aber du sprichst nicht mit mir,
denn ich bin nicht mehr schön für dich,
und du bist nicht meine Geliebte.
Unsere Wege sind zugewachsen,
Wo wir Spazieren gingen,
Sanft gurrten,
Uns liebten bis zum Morgen,
Umschlungen mit unseren grauen Flügeln.
Dieter Schnebel: Amazones
I. Zum Rosenfest
Rosenfest Rosen
Laßt jetzt die Frucht mich eurer Wandrung sehen!
Hier, wo die Felsengrotte einsam schäumt,
Beschattet von der Pinie, sind wir sicher,
Hier schüttet eure Ernte vor mir aus.
Das blüht ja wie der Gipfel von Hymetta!
Nun solch ein Tag des Segens, o Diana!
Themiskyra!
Sieh, diese Rosen pflückt ich, heilge Mutter,
Hier diesen Schoß voll ich, und diesen ich,
Und diesen ganzen üppgen Frühling ich.
Zur Heimat geht der Jubelzug - Themiskyra.
Heimat, Jubelzug,
Königin des Rosenfests.
II. Die Schlacht
Waffen klirren,
Tigris, Leäne,
Zimbeln und Posaunen,
Melampos, Akle,
Des Krieges ehrne Stimme.
Sphinx, Oxus, Hyrkaon,
Gezückter Waffen,
Tigris, Alektor, Hyrkaon.
III. Vereinigung
Hermia, Phania, Terpi, Glaukothoe, Ornythia, Charmion, Protoe, Megaris
Asteria, Arsinoe, Meroe
Pentesilea
Achill
Den Zahn schlägt sie in seine weiße Brust,
Sie und die Hunde, die wetteifernden,
Oxys und Sphinx den Zahn in seine rechte, in seine linke sie,
Als ich erschien, troff Blut von Mund und Händen ihr herab,
Jetzt steht sie lautlos da, die Grauenvolle,
Bei seiner Leich, umschnüffelt von der Meute,
Und blicket starr, als wärs ein leeres Blatt,
Den Bogen siegreich auf der Schulter tragend,
In das Unendliche hinaus und schweigt.
IV. Totenklage
Ach diese blutgen Rosen,
Ach, dieser Kranz
Von Wunden,
Ach,
Wie die Knospen, frischen Grabduft streuend, zum Fest
Für die Gewürme
Niedergehn.
Textfragmente aus: »Penthesilea« von Heinrich von Kleist
Laura Marconi: Cenere
Die Nacht, ein bitteres Blatt.
Ich atme nicht.
Im Tiefblau ein Schrei, wirbelnde Asche.
Es blutet die Wunde
im Jenseits.
Im Diesseits.
Felicitas Erben
Peter Ruzicka: » … der die Gesänge zerschlug.«
Alle die Schlafgestalten, kristallin,
die du annahmst
im Sprachschatten,
ihnen
führ ich mein Blut zu,
die Bildzeilen, sie
soll ich bergen
in den Schlitzvenen
meiner Erkenntnis –,
meine Trauer, ich seh‘s
läuft zu dir über.
Zwei Sehwülste,
zwei Narbennähte,
auch hier, quer durchs
Gesicht,
ein Licht, deinen ersten
Bränden abgefragt, seit langem draußen,
schlüpft ins
Erblickte.
Im Glockigen jappen
die gläubig-ungläubigen
Seelen,
Sternunfug
setzt sich fort, auch mit meiner
im Wüstensinn von dir
umhügelten Hand,
wir sind
längst da.
Wanderstaude, du fängst dir
eine der Reden,
die abgeschworene Aster
stößt hier hinzu,
wenn einer, der
die Gesänge zerschlug,
jetzt spräche zum Stab,
seine und aller
Blendung
bliebe aus.
Du wirfst mir Ertrinkendem
Gold nach:
vielleicht läßt ein Fisch
sich bestechen.
Mandelnde, die du nur halbsprachst,
doch durchzittert vom Keim her,
dich
ließ ich warten,
dich.
Und war noch nicht
entäugt,
noch unverdornt im Gestirn
des Lieds, das beginnt:
Hachnissini.
Paul Celan: Zeitgehöft. Späte Gedichte aus dem Nachlass